Direkt zum Inhalt

Verknüpfungspunkt Annapark fragwürdig

Verknüpfungspunkt Annapark fragwürdig

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich möchte noch einmal auf das Beispiel RE10 / U76 zwischen Düsseldorf und Krefeld zurückkommen, weil ich dort Parallelen zur RegioTram sehe.

Die RegioTram bedient in der Planungsvariante 5 genau wie die RB20 (Euregiobahn) die Strecke Aachen Hbf - Alsdorf Annapark. Nur wird eben kaum jemand diese Verbindung durchgehend nutzen, da die RB20 trotz des Umwegs über Herzogenrath schneller ist. Hier ist die Parallele zur RE10, die einen Umweg über Krefeld-Oppum nimmt, aber dennoch eine kürzere Fahrtzeit aufweist. Im Gegenzug steht dort die U76, die möglichst viel Erschließungswirkung hat, aber dafür den direkten Weg nimmt. Obwohl beide Linien durch Meerbusch verkehren, hält die U76 nicht am Bahnhof Meerbusch-Osterrath, sondern nimmt den direkten Weg und hält daher in Meerbusch-Hoterheide. Ein Umweg über Hoterheide hätte den Verkehrsfluss und die Auslastung verlagert, d. h. weniger Fahrgäste in der U-Bahn und mehr in der Regionalbahn (Braess-Paradoxon). Zu viele Knoten und Verknüpfungen können die Wirtschaftlichkeit eines Systems somit verschlechtern.

Mir erschließt sich ein Halt am Annapark nicht. Dieser ist mit sehr teuren Umbauarbeiten an einer Kreuzungsanlage mit komplexen Bahnübergängen, einer höheren Fahrzeit und höherem Fahrzeugbedarf verbunden. Die Führung über den Kurt-Koblitz-Ring mit dem zentralen Haltepunkt Alsdorf-Rathaus scheint mir hier deutlich wirtschaftlicher und attraktiver.

Ich bitte hier noch einmal um Prüfung!

Mfg

Beitrag bewerten

1 Gefällt mir

Antwort

Bei der Regiotram geht es nicht primär um die Verbindung Alsdorf-Annapark nach Aachen Hauptbahnhof. Wichtig ist vor allem die Vernetzung der Innenstädte, die die Euregiobahn nur eingeschränkt gewährleistet. Halte der Regiotram am Kurt-Koblitz-Ring bieten wenig Erschließungsvorteile. Auch für Personen aus Kellersberg wären diese mit einem weiten Weg verbunden und der Weg zum Euregiobahnhaltepunkt Kellersberg würde sich ebenso verlängern. Demgegenüber binden die Haltestellen Denkmalplatz und Annapark eine gute Anbindung der Innnenstadt, der Schulstandorte im KuBiZ und der dort vorhandenen Freizeitangebote und Einkaufsmöglichkeiten (Kino, künftiges Schwimmbad, Kaufland etc.). Die Führung über die Bahnhofsstraße in Alsdorf war insbesondere Wunsch der Alsdorfer Politik und Verwaltung und ist für Alsdorf nicht verhandelbar gewesen.

Der Vergleich mit Meerbusch hinkt. Die heutige Straßenbahnstrecke wurde 1896 in Betrieb genommen, ab Meerbusch Osterath nutzt sie die vorherige Eisenbahnstrecke, die nach 1866 stillgelegt war. Die Situation dort kommt also durch eine Streckenverlagerung der Eisenbahn im 19. Jahrhundert zustande und ist nicht mit der hiesigen Situation zu vergleichen. Zudem verlaufen beide Linien weitgehend parallel. Für kaum einen wäre der Umstieg in RE oder Straßenbahn in Meerbusch mit Vorteilen verbunden, weil die zusätzlichen Halte in Krefeld-Oppum und Düsseldorf-Bilk auch mit Umstiegen in den Hauptbahnhöfen oder innerhalb des Straßenbahnnetzes gut erreicht werden.

Euregiobahn und Regiotram bedienen jedoch unterschiedliche Bereiche. Die Regiotram Aachen Innenstadt, Würselen und Baesweiler, die Euregiobahn Herzogenrath, Stolberg und die Aachener Bahnhöfe jeweils mit Umstiegen zum Regionalverkehr. Nur in Alsdorf-Annapark und Aachen Hbf. findet eine Linienüberschneidung statt. Daher wird einer gute Umstiegsbeziehung von unserer Seite, neben dem Erschließungsaspekt Priorität eingeräumt. Die Gefahr, dass Fahrgäste mit dem Ziel Aachen Hbf. in Alsdorf Annapark in das jeweilige andere Verkehrsmittel umsteigen und es dadurch zu eine Verlagerung Richtung euregiobahn kommt, wird nicht gesehen. Die Fahrtzeit mit der Regiotram würde 32 Minuten betragen, die Fahrtzeit mit der Euregiobahn 28 Minuten. Bei Berücksichtigung der Umsteigezeit und des Umsteigewiderstandes ist ein Umstieg nur attraktiv bei Zielen, die nicht mit dem Verkehrsmittel, in dem man sich bereits befindet, zu erreichen sind.

Eine Linienführung über den Kurt-Koblitz-Ring wird nur Gegenstand der Planung werden, wenn sich im weiteren Projektverlauf im Bereich der Alsdorfer Innenstadt unüberwindliche Hindernisse auftuen, die auch die Politik und Verwaltungsführung in Alsdorf überzeugen, der Führung über den Ring den Vorzug zu geben.

Neuen Kommentar hinzufügen

Klartext

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Website- und E-Mail-Adressen werden automatisch in Links umgewandelt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.

Kommentare

Gespeichert von Gast am Do., 23.05.2024 - 18:26

Da kann ich mich komplett anschließen. Am Beispiel von Paris wird deutlich, dass Schienenverkehr auch ohne zentrale Umsteigepunkte funktionieren kann. Das genaue Gegenteil ist die Nord-Süd-Verbindungsbahn in Brüssel, die komplett überlastet ist. Eine Entzerrung der Strecken ist in vielen Fällen sinnvoller, sodass Fahrgäste aus unterschiedlichen Bereichen in Alsdorf mit verschiedenen Verkehrsmitteln nach Aachen kommen und sich nicht alle nachher in der Euregiobahn knubbeln. Daher lehne ich ebenfalls eine Streckenführung über Annapark ab und empfehle einen Halt in Kellersberg, dort wo auch die Menschen wohnen.

Super, dass sie das empfehlen!! Diese kostenlose Beratung haben die Planer der RegioTram dringend benötigt, nachdem sie ein teures Gutachter von professionellen, studierten Verkehrswissenschaftlern anfertigen haben lassen! Am besten sollte die Stadt mit sofortiger Wirkung alle Verkehrsplaner freistellen und Ihnen das Steuer überlassen - ich kann unser Glück kaum in Worte fassen.

1) Annapark ist kein zentraler Umsteigepunkt
2) Umsteigepunkte sind wichtig, Stichwort Netzwirkung
3) Paris hat an sämtlichen Linienkreuzungen Umsteigepunkte mit Verteilerfunktion auf mehrere Verkehrsträger, damit jeder das Verkehrsmittel wählen kann, welches für seine Fahrstrecke am sinnvollsten ist
4) Was soll der Vergleich mit Brüssel? Die RegioTram/Euregiobahn nutzen zu keinem Zeitpunkt dasselbe Gleis
5) Ein Blick auf die Karte zeigt mir, dass bei Streckenführung über den Annapark ebenfalls Leute in diesem Bereich wohnen (Denkmalplatz z.B.). Im Gutachten wurde die Fahrgastzahl beziffert. Der induzierte verkehrliche Nutzen ist höher

Ihre "Frage" wurde schon mehrere Male gestellt und mehrere Male beantwortet. Möglicherweise von Ihnen selbst. In diesem Fall sollten sie mal anfangen, sich mit den Argumenten für die Führung über Annapark ernsthaft auseinanderzusetzen, anstatt Zahlen und Fakten aus dem Gutachten und Wissen über Verkehrsnetze zu ignorieren. Die Experten wissen mit Sicherheit Bescheid, denn als Unabhängige haben sie überhaupt nichts von und auch nichts von keiner Einführung der Tram.

Bevor die unnötige Frage aufkommt: Annapark ist ein dezentraler Verküpfungspunkt. Der Bushof ist ein zentraler Umsteigepunkt. Sämtliche Aussagen über Nutzen von Umsteigepunkten gilt auch für Verknüpfungspunkte aller Art.

Gespeichert von Gast am Do., 23.05.2024 - 22:32

Schon die Prämisse der o. g. Bewertung erscheint mir fragwürdig. Die RB20 benötigt zwischen Annapark und AC-Hbf. nach dem aktuellen Fahrplan 27 bzw. 28 Min. Auch durch die Elektrifizierung der RB 20 ist eine wesentl. Fahrzeitreduzierung nicht zu erwarten, da damit der Zeitverlust durch den längst überfälligen Haltepunkt Richterich ausgeglichen werden soll.
Da Anhang 5 z. Bericht Stufe 2 MBS mit Tabellenfahrplänen nicht online ist, sind die Fahrzeiten der Regiotram nach diesem Planungsstand nicht ersichtlich. Meinen Notizen nach soll die Fahrzeit zwischen Hbf und Annapark zwar bei 32 Min. liegen - aber das wichtigere Fahrziel ist sicherlich die Aachener Innenstadt (die auch von der derzeitigen Buslinie 51 direkt bedient wird); zwischen Elisenbrunnen und Annapark liegt die Fahrzeit nach meinen Notizen (nach früheren Zwischenberichten zur MBS) nur bei 27 Min., was unter Berücksichtigung des Weges Hbf. - Innenstadt die klar bessere Lösung ist.
Die Nichtanbindung der zentralen Innenstadthaltestellen ist ohnehin der große Schwachpunkt der RB20.
Es mag also sein, dass für die Verbindung Annapark - Hbf. die RB20 vorteilhaft ist (nicht jedoch für Fahrgäste z.B. aus Würselen). Beim noch wichtigeren Fahrziel AC-Innenstadt ist jedoch die Regiotram besser, weswegen auch die Umsteigemöglichkeiten am Annapark wichtig sind. Letztlich haben wir damit sogar eine Verteilung der Fahrgastströme wie gefordert! Und läge die Haltest. Kellersb. an der B57 nicht ungünstiger als der aktuelle Halt?

Allerdings sieht man auf der Karte auch, dass die B 57 (Kurt-Koblitz-Ring) nicht gerade zentral durch Kellersberg verläuft!

Im übrigen soll es ja auch vorkommen, dass man mittels ÖPNV zum Arbeitsplatz oder zwecks Einkauf/Shopping zu Geschäften fährt - davon dürfte sich nördlich der Haltestelle Annapark weit mehr finden als in Kellersberg.

Eine Straßenbahnhaltestelle Kurt-Koblitz-Ring / Kellersberg würde jedoch ebenfalls nicht gerade günstig, für Anwohner aus eben Kellersberg und Siedlung-Ost, zu erreichen sein. Und Kellersberg ist bereits durch die Euregiobahn und durch Busse bestens angebunden. Daher macht es eben deutlich mehr Sinn alle Linien inkl. der Regiotram am Anna-Park zu verknüpfen.
Und wenn Sie mit dem Zirkel arbeiten: Was liegt denn in unmittelbarer Nähe zum Anna-Park? Natürlich neben der besseren Anknüpfung an den gesamten restlichen ÖPNV. Dort liegt ein Großteil des Alsdorfer Einzelhandels. Dann hätten wir da noch die Freizeit- und Kultureinrichtungen Anna-Park, Energeticon und demnächst noch das Anna-Bad (des weiteren würde ja auch noch der Denkmalplatz inkl. der Stadthalle direkt angebunden). Dann wäre da noch die wachsenden Wohnungsansiedlungen um den Anna-Park herum. Und zur Wohnbebauung muss man ja auch noch ergänzen, dass diese in Alsdorf-Mitte viel dichter ist als beispielsweise in Kellersberg, oder Siedlung-Ost. Außerdem sind dann dort noch die Schulen (Gymnasium und Realschule).
Alles in allem macht die Anbindung des Anna-Parks und der restlichen Alsdorfer Innenstadt schon deutlich mehr Sinn, als eine Haltestelle Kellersberg am Kurt-Koblitz-Ring.

Unabhängig vom Annapark gibt es auch noch die Haltestelle Denkmalplatz, wo ebenfalls dichte Bebauung und viele Ziele in der Alsdorfer Innenstadt sind.
Und mit oder ohne Zirkel - was glauben Sie was die Leute im Gutachten gemacht haben? Geraten? Gewürfelt?
Denn dort wurde eine umfangreiche Fahrgastpotentialanalyse durchgeführt. Aber sich hinstellen und sagen, die wäre ja falsch ist ja immer einfach. Sie können ja mal eine umfangreiche Analyse starten, warum der Verkehrliche Nutzen bei einem Halt in Kellersberg höher sein soll. Ich bin gespannt.

Auch interessant:
Für Bewohner im südlichen Teil von Kellersberg ist selbst mit Führung über die B57 die nächste Haltestelle südlich am Tierpark, welche in beiden Varianten angefahren wird. Selbiges gilt für Bewohner, welche näher in Richtung Norden Kellersbergs im Areal der Luisenstraße wohnen, dort ist die von beiden Varianten bediente Haltestelle Rathaus näher.
Die Leute im Areal des Denkmalplatzes würden bei Variante 2 also ihren Anschluss verlieren. Auch wenn das weniger Leute sind, gibt es dort zahlreiche andere Zielpunkte, welche tagsüber ein Verkehrsaufkommen generieren.

Bei Variante 5 bekommen die Leute keinen Anschluss, welche derzeit im Bereich des HP Kellersberg an der Euregiobahn wohnen.
Laut ihrer Argumentation, dass es ja genau dieselbe Strecke wie die Euregiobahn bedienen würde, wäre das ja dann für sie kein Nachteil, da sie ja ebenfalls die Euregiobahn nutzen könnten :) !
Dass die Argumentation quatsch ist, da ganz viele neue Ziele mit der RegioTram erschlossen werden, ist mir klar, zeigt aber die Absurdität ihrer Argumentation recht schön.

Wenn man mal nach Frankreich blickt, sieht man, dass häufig etwas umwegige Linienführungen gewählt werden, da bei leichter Fahrzeitverlängerung mehr Leute ans System angeschlossen werden können.
Ich denke, das ist hier ebenfalls der Fall.

Zum Thema Frankreich: In Paris gibt es keinen zentralen Hauptbahnhof, sondern einzelne Kopfbahnhöfe, an denen unterschiedliche Strecken enden. In der Regio war das ähnlich. Die Strecke Aachen - Jülich-Nord sowie die Strecke Düren - Jülich waren nicht miteinander verbunden.

Cookies UI